Freizeit

Wie gestalte ich sie?

Die erste freie Minute des Tages

Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche

und zack bin ich abgetaucht

in einer Welt voller Farben, Persönlichkeiten und Reichtum

Ich befinde mich in den Leben von anderen

wie schön mich hier ungestört umschauen zu können

zu lernen wie sie leben

was sie besitzen

was sie tun

welche Konflikte sie haben

welche Themen sie bearbeiten

wahnsinnig interessant.

innerhalb weniger Minuten

bin ich top informiert

und gefangen in einem Rausch an Informationen

die niemals enden wollen

Informationsflut

die Wellen reißen mich mit

bringen Bewegung in mein Innenleben.

Ich reibe mich an dem Aufprall

lasse mich in Richtungen lenken

tauche ein und wieder auf

Atem und Atemlosigkeit

und zack

sind mal wieder

einfach so

einige Stunden vergangen.

Ich fühle mich nicht leer,

aber auch nicht richtig voll

es ist ein merkwürdiger Zwischenraum

der mich befriedigt äußerst unbefriedigt zurücklässt.

Ich schalte meinen Bildschirm aus

und zack

ist nichts mehr da.

ich habe nichts getan

mich nicht bewegt

keine Begegnung gehabt,

sondern nur aufgesogen was auf mich zu kam

und hinten links in meinem Gedankenpalast alles wieder aus dem Fenster gejagt.

Ich schaue mich um.

Um mich herum lauter schöne Menschen

Menschen die genau wie ich mit ihrem Bildschirm vor der Nase zusammensitzen.

Social Media

frisst die Notwendigkeit des Gesprächs auf

langweilig und zu energieaufwendig erscheint die Anwesenheit des Gegenübers

und so tritt der Wandel ein

der eine ganze Generation zu prägen scheint.

Die Flucht ins Handy,

ein erlernter Instinkt nicht ins anstrengende Wirken zu kommen,

einfach mal auszuschalten

und sich nicht mit der eigenen Realität auseinandersetzen zu müssen.

Gleichzeitig formt sich eine wahnsinnige ICH-Bezogenheit in den Köpfen.

Denn ich sehe Erfolg, Schönheit, Weisheit, Kreativität, Humor

und will das alles auch sein und haben.

ICH im Selbstoptimierungswahn!

Mein Handy bildet mich im wahrsten Sinne des Wortes

es bildet meine innere Welt

die ich früher mit Büchern und Aktivitäten genährt

jetzt durch kurze Texte und Videos ersetze.

Ist es meine bewusste Entscheidung mich in diese Welt zu stürzen

oder nur der unbewusste Weg mit dem geringsten Widerstand.

Schnelle Dopaminzufuhr

mein Belohnungszentrum jubelt.

Wie ist es mit einer Person zusammenzuleben

die in dieser Welt Zuflucht findet

und nicht ausbrechen will

während man selbst

den erlernten Automatismus des Griffs nach dem Handy abgelegen will

und sich nach einem alternativen Freizeitgestaltungsweg sehnt.

Wie ist es wenn man den Drang der Neugierde und den Drang zur Begegnung kaum unterdrücken kann

während dein Gegenüber sich gegen genau dies sträubt

und daraus zahlreiche Konflikte entstehen?

Wie ist es alleine einen anderen Weg zu beschreiten

und den anderen mitzuziehen mir so viel meiner Energiereserven abverlangt

sodass ich mich am Ende des Tages nur schlecht und übergriffig fühle

weil der Wille des Anderen

ja in der Ruhe und Entspannung, in der alternativen virtuellen Welt lag

und ich ihr zwar helfen wollte,

aber ihr dadurch meinen Willen übergestülpt habe?

Wie ist Zusammensein da möglich?

oder wird hier einfach nur Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Anderen von mir abverlangt

auch wenn das heißt weniger gemeinsame Zeit zu verbringen,

den eigenen Weg zu gehen

und unterschiedliche Interessen zu haben?

Teilbefreit von der Zwanghaftigkeit der virtuellen Welt

unterschätze ich das Suchtpotenzial für andere.

Man muss sich selbst entscheiden

das kann man für keinen anderen übernehmen

ein hartes Urteil macht es zur Religion

Akzeptanz gegenüber dem freien Willen

denn ich verantworte meinen Weg

vielleicht als Funke für andere,

aber niemals als Zwang!

Die virtuelle Welt bäumt sich auf

und nimmt wohl jeden zeitweise gefangen

so auch mich

auf die eine oder andere Art.

Doch es gibt viele Welten da draußen

wie langweilig nur in einer zu verweilen!

Weltenvielfalt

Weltenentscheidung