Hamsterrad
5:45 Uhr der Wecker klingelt
6:10 schäl ich mich dann endlich aus dem Bett
6:30 habe ich das Frühstück fertig zubereitet. zwei Schüsseln. ganz unten Banane. Meine mit einer Gabel zermanscht, seine mit dem Messer zerschnitten. Zermanschte mag er nicht. Ich dafür umso mehr. Darauf Protein-Haferflocken. Bei ihm mehr als bei mir, schließlich will ich abnehmen und er braucht die Energie. Dann Hafermilch, gelegentlich Mandelmilch – Kuhmilch mag er nicht, er will vegan leben, zumindest irgendwann. Greek yogurt geht aber, meistens mehr bei ihm als bei mir. Er bekommt Honig als Topping, ich Zimt und hin und wieder gibt es Blaubeeren oder Erdbeeren, aber eben nur manchmal.
6:32 kommt er mit dem fertigen Kaffee aus der Küche. Meinen in meiner rosa flachen Tasse mit der Aufschrift „relax“, seinen in der schwarz weiß gemusterten. Die Barista Oat Milk extra lange geschüttelt, weil er weiß wie sehr ich den Milchschaum liebe, bei ihm selber aber einfach nur eingegossen.
6:40 ist das Frühstück aufgeputzt. Am Handy wurden währenddessen die Podcasts und Hörspiele für den heutigen Tag heruntergeladen – ich räume ab und spüle.
6:45 fahr ich den Bus 2 Meter zurück. Wir parken immer etwas näher am Nachbarn, um Abends gutes WLAN von ihm zu schnorren, aber kurz bevor unser Arbeitskollege Conner auftaucht, muss alles wieder an Ort und Stelle stehen.
6:52 Conner kommt in seinem weißen Kleinwagen angefahren und parkt auf der anderen Seite des Weges. Er wird aber noch für einige Minuten im Auto sitzen bleiben, genug Zeit für mich meine Kontaktlinsen anzuziehen und Relis Schlappen zu meinen Arbeitsschuhen zu tauschen.
7:01 alle sitzen um den Tisch. Letzte Vorbereitungen werden getroffen, Wasserflasche aufgefüllt, Ladestand der Podcasts überprüft, nochmal schnell WhatsApp Nachrichten gecheckt.
7:12 kommt dann auch der zweite Arbeitskollege, ein älterer Herr Namens Terry, der schon seit 30 Jahren hier arbeitet. Nach dem obligatorischen: „Good morning“ wird jedoch kein weiteres Wort mehr gewechselt, vielmehr genießen alle die letzten drei verbleibenden Minuten „NichtArbeit“
7:15 pünktlich wie ein Wecker steht Terry – ohne etwas zu sagen! – auf, schnappt sich sein gelbes Baustellenradio, dreht sich um und läuft zur „Potting Machine“. Wir anderen tun es ihm möglichst schnell gleich. Unter dem bestimmt 100 Jahre altem Monsterbaum kommen wir alle zum Stehen, Terry und Conner teilen schnell die Aufgaben ein und los geht ein weiterer Arbeitstag!
—-
Tick Tack
Routinen
Wie ich mich darüber aufregen könnte
manchmal
wie sie mich langweilen
manchmal
wie ich mich danach sehne auszubrechen
und alles anders zu machen
manchmal
Tick Tack
aber wie schön auch
zu sehen
wie alles unausgesprochen funktioniert
wie alles ineinander greift
wie der Prozess zur maximalen Befriedigung und Entspannung optimiert wurde
und jegliches radikale Abweichen
als Unruhe und Stress wahrgenommen wird
Tick Tack
und das so schnell
Tick Tack